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Nix zu meckern

Naturgemäß ist es ein Privileg der Älteren von früher erzählen zu können. Dass dabei die Vergangenheit als unbefangener, schöner und erfolgreichen in Erinnerung bleibt, scheint beinahe ein Naturgesetz. Jeder kennt die Floskel „Früher war alles besser“.
Nun zähle ich mich noch lange nicht zum alten Eisen. Mit Blick auf meine Angelei verfalle aber auch ich gelegentlich in romantisch verklärte Gedanken an die Vergangenheit.
In den letzten Jahren habe ich feststellen müssen, dass der Herbst nicht mehr so verläuft, wie noch vor 15 Jahren. Zwischen Badewetter mit Wassertemperaturen über 20 Grad und den ersten Frostnächten lagen in letzter Zeit zum Teil nur wenige Wochen. Im Schnelldurchlauf folgte auf einen nicht enden wollenden Sommer der schmuddelige, niederschlagsreiche Wintereinbruch.
Den goldene Herbst meiner Jugend, in dem man über Wochen einen Übergang der Jahreszeiten miterleben konnte, gibt es scheinbar nicht mehr.

In der Konsequenz fiel das große Fressen im Herbst der letzten Jahre häufig aus. Möglicherweise habe ich es auch schlichtweg verpasst, weil ich zu den besten Wetterlagen keine Zeit zum Fischen fand.
Jedenfalls waren meine Fänge im Herbst oft ziemlich überschaubar. Höchstens ab und zu mal ein Fisch, der so gerne zitierte, krönende Saisonabschluss mit dickem Ende blieb bei mir jedoch zumeist aus.

In diesem Jahr stelle ich mir allerdings eine klare Trendwende fest. Die Wassertemperatur hat sich in einem Zeitraum von neun Wochen kontinuierlich von anfangs 20 auf jetzt 10 Grad abgekühlt. Dazwischen gab es moderate Niederschläge, reichlich Sonnenschein und milde Nächte.
Nach meinen Beobachtungen haben sich die Karpfen nur allmählich in den tieferen Bereichen gesammelt und sich langsam Reserven für den Winter angefressen.

Meine Futterkampagnen fanden jedenfalls Anklang. Wann immer ich meine präparierten Plätze befischte, fing ich auch Karpfen. Ganz lehrbuchhaft konnte ich über mehrere Wochen meinen Futterplatz beibehalten, weil er regelmäßig von den Karpfen angeschwommen wurde. Regelmäßige Fänge und Hinterlassenschaften auf der Matte bestätigten mein Vorgehen.
Beseelt von meinen Fängen gipfelte meine Angelei in einer Ausnahmesession, bei der ich am Fluss sechs Karpfen an einem Vormittag fing und dabei mühelos 10 Kilo Boilies verfütterte.

Als dann auch noch der ersehnte dicke Herbstspiegler im Kescher landete, musste ich es mir endgültig eingestehen: An diesem Herbst gibt es absolut nix zu meckern!
Zufrieden und gelassen sehe ich nun dem Winter entgegen.