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Tapferes Schneiderlein

von Kay Synwoldt

Kommt der Wind aus Ost, gibt´s am Haken Rost. Angelweisheiten wie diese gibt es viele. Normalerweise gebe ich nicht viel darum. Trotzdem habe ich angesichts des vorhergesagten Ostwindes für mein Angeln kein gutes Gefühl. Über mehrere Tage lagen die Höchsttemperaturen zwischen vielversprechenden sechs und neun Grad. Pünktlich zum Wochenende rauscht das Thermometer nun wieder in den Minusbereich. Dazu noch Ostwind. Nordostwind, um genau zu sein. Ist ja irgendwie typisch.
Der plötzliche, kalte Würgegriff schlägt den Karpfen bekanntlich auf den Appetit und ich werde beim Angeln meinen nächsten Blank einfahren – dessen bin ich mir sicher.
Aber leider kann auch ich mir meine Angeltage nur bedingt aussuchen. Ich muss die wenige Zeit nutzen, die mir zum Angeln bleibt, da kann ich mich nicht auch noch nach dem Wetter richten.

Ich schaffe es noch vor der Dunkelheit, meine Ruten auszulegen

Ich muss mich beeilen. Selbst wenn die Tage nun langsam wieder länger werden und ich es einigermaßen früh aus dem Büro schaffe, bekomme ich meine Schnüre normalerweise erst kurz vor dem Dunkelwerden nass. Dieses Mal gewinne ich den Wettlauf gegen die Zeit. Meine Rigs liegen, bevor ich nichts mehr sehe. Und der Ostwind? Ist mir egal. Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel.

Gegen die Kälte habe ich meine Heizung dabei. Die werfe ich nach dem Aufbauen gleich an. Schon vor Sonnenuntergang ist es draußen empfindlich kalt. Und meine dicke Winterjacke habe ich in der Hektik zuhause vergessen. Aber deswegen noch einmal zurückfahren? Das muss einmal ohne gehen. Im Wind kommt es mir vor trotz dickem Sweater vor, als wäre es jetzt schon deutlich unter Null. So verkrieche ich mich schnell ins Zelt und in meinen Schlafsack. In Kombination mit meiner Heizung ist es da kuschelig warm.

Reizköder für den Joker-Spot

Gegen Mitternacht werde ich wach. Nicht von einem Biss, ich werde wach vor Kälte!
Moment mal, ich habe doch meine Heizung…
Die plötzliche Kälte im Zelt – keine Überraschung. Mein Heizstrahler ist ausgefallen, das Gas ist leer. FUCK, da habe ich mich wohl verkalkuliert. Der Rest in meiner 5-Kilo-Flasche würde für eine Nacht noch locker reichen, da war ich mir sicher. Nun reicht das Gas also nicht. Na prima, so hatte ich mir das nicht vorgestellt. Schnell einen Tee kochen. Der wärmt wenigstens kurzzeitig.

Der Tee bringt nur kurzfistig die Wärme zurück

Gegen kalte Füße hilft er wenig. Nur eine halbe Stunde später ist mir wieder kalt, trotz Schlafsack-Cover. Der leichte Sommerschlafsack – ohne Heizung ist der bei Minustemperaturen eindeutig zu dünn. Meine Wasserflasche im Zelt ist bereits teilweise gefroren. Auch ich friere bis zum Morgen wie ein tapferes Schneiderlein. Selber Schuld. Ich hätte ja meine Winterjacke und dickere Socken mitnehmen können. Und ich hätte eine volle Gasflasche ins Auto laden können. Kommt davon, wenn man es zu eilig hat, ans Wasser zu kommen.

Vertrauen im Sommer und im Winter

Apropos Schneiderlein: Gefangen hab ich natürlich nichts. Zwar haben meine Haken über Nacht nicht wirklich Rost angesetzt, aber an manchen Angelweisheiten scheint dennoch etwas dran zu sein.

Morgens sind die Ruten angezuckert