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Im Trüben fischen

von Patrick Reuter

Mystisch und behäbig sind sie, diese herbstlichen Morgenstunden am Fluss. Ein Nebelschleier liegt auf der Wasseroberfläche. Erst allmählich erkennt man das gegenüberliegende Ufer. Schon von weit her schallt ein hoher Pfeifton übers Wasser. Ein Eisvogel dreht seine erste Runde.
So sieht er aus – der perfekter Start in den Tag. Wäre da nicht die Erkenntnis, dass auch diese Nacht keinen Karpfen gebracht hat. Nicht zum ersten Mal in diesem Herbst ertönten meine Bissanzeiger nur für Beifänge.

„Dennoch ging das große Fressen in dieser Nacht offenbar wieder an mir vorbei.“

Die Szenerie ist herbstlich und die Bedingungen geradezu ideal. So liegt die Wassertemperatur immer noch bei moderaten 12 Grad und der Pegel ist im Normalbereich. Auch meinen Platz hatte ich sorgfältig ausgewählt und über drei Tage vorgefüttert. Dennoch ging das große Fressen in dieser Nacht offenbar wieder an mir vorbei.

Herbstliche Aussicht am Fluss…


Beim Blick in den Nebel kreisen meine Gedanken. Woran hat es dieses Mal gelegen? Am Wetter jedenfalls nicht. An meiner Platzwahl etwa? Im Vorjahr konnte ich unweit von hier noch Erfolge verbuchen. Daran werde ich dieses Jahr wohl nicht anknüpfen können. Keinen Karpfen gefangen – keine Karpfen gesehen. Warum also wiederkommen?
Ich streiche diesen Platz aus meiner Herbst-Agenda. Ein neuer Versuch muss her.
Einfach aussitzen und hoffen ist nicht mein Ding.

„Die Rute biegt sich langsam zum Halbkreis, dann zieht der Fisch auch gegen die Bremse.“

Nach dem zweiten Kaffee beschließe ich abzubauen und meine Session zu beenden. Noch während ich meinen nassen Brolly zusammen lege, meldet sich plötzlich mein Bissanzeiger.
Die Rute biegt sich langsam zum Halbkreis, dann zieht der Fisch auch gegen die Bremse. Schnurstracks nehme ich die Rute auf und merke direkt, dass dieses Mal kein Döbel eingestiegen ist. Wenig später findet sich ein kleiner Spiegler in meinem Kescher.

Das große Fressen bleibt womöglich aus


Auch wenn er nicht der erträumte Herbstriese ist, mache ich schnell ein paar Bilder von meinem Fang. So richtig weiter hilft er mir allerdings nicht. Ist er der berühmte Eisbrecher? War er der Vorbote für die dicken Jungs? Wohl eher nicht.

Klein aber fein


Ich halte an meinem Plan fest und suche das Weite. Ich muss es an anderer Stelle weiter probieren. Fragt sich nur wo.
Ich werde wohl weiter im Trüben fischen.




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Spiegler aus dem letzten Jahr – wild, vom rauen Flussleben gezeichnet und bis dato ungefangen