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H O F F N U N G

Die Hoffnung an sich ist eine gute Sache. Denn die Hoffnung hält uns bei der Stange, lässt uns weitermachen. Selbst wenn es noch so aussichtslos erscheint, wir am Boden sind, wir keine Arbeit finden, eine üble Krankheit uns erwischt hat, der Sprit immer teurer wird oder unsere Rente schon längst ausgegeben ist – uns bleibt die Hoffnung. Die Hoffnung, dass es besser wird, dass wir später doch unser Auskommen haben.
Nicht immer geht es bei der Hoffnung um die Existenz. Wir hoffen jeden Tag, wir hoffen immer, wir hoffen auf die kleinen Erfolge. Selbst in unserer Freizeit. Manch ein Hobby basiert sogar auf dem Prinzip Hoffnung.
Wie unser Karpfenangeln. Das besteht – wenn wir ehrlich sind – größtenteils aus Hoffnung.

Nicht zu vergessen die wichtigste aller (Angler-)Hoffnungen: Hoffentlich fangen wir dieses Mal den Fisch unserer Träume.“

Schon vor dem Angeln geht es los mit dem Hoffen: Hoffentlich gibt uns der Chef wie versprochen eine Stunde früher frei, hoffentlich stehen wir auf dem Weg zum Wasser nicht im Stau, hoffentlich ist die anvisierte Stelle nicht besetzt, hoffentlich hält sich das Wetter, hoffentlich liegen die Bissanzeiger im Auto und nicht im Keller.
Nicht zu vergessen die wichtigste aller (Angler-)Hoffnungen: Hoffentlich fangen wir dieses Mal den Fisch unserer Träume.

…und dabei sah doch schon alles nach Frühling aus!


Und beim Angeln geht es weiter. Hoffentlich bekommen wir überhaupt einen Biss, hoffentlich schlitzt der gehakte Fisch im Drill nicht aus, oder flüchtet in letzter Sekunde in den überhängenden Baum, der rechts neben unserer Angelstelle ins Wasser hängt und in dem wir schon unseren letzten Fisch verloren haben.

Und manchmal hoffen wir sogar wider besseren Wissens. Absichtlich.“

Und selbst wenn der Fisch endlich im Netz ist, hoffen wir weiter: Hoffentlich schafft er die 20-Kilo-Marke, hoffentlich hat von dem Fang niemand etwas mitbekommen, hoffentlich hat der Kumpel Zeit für ein paar Fotos. Hoffentlich, hoffentlich, hoffentlich…

Ein herber Rückschlag!


Aber das ständige Hoffen hat so seine Tücken. Und manchmal hoffen wir sogar wider besseren Wissens.
Absichtlich.
Weil wir den Tatsachen nicht ins Auge blicken wollen.

Ein vernichtender Rückschlag. Willkommen zurück auf dem Boden der Tatsachen.“

Nein, ich meine nicht die Sache mit der Rente. Ich meine ganz banale Dinge. Banale Dinge wie das Wetter zum Beispiel. Da haben wir – wider besseren Wissens – im Kollektiv gehofft, dass mit den ersten milderen Tagen im März der Frühling kommt. Und bleibt.

Die wichtigste aller Hoffnungen: Wir hoffen auf den nächsten Fisch!


Pech gehabt. Nun gibt der Winter noch einmal richtig Gas. Mit Schnee, Graupel und eisigem Wind – das komplette Programm.
Auch wenn das im April gar nicht so ungewöhnlich ist, ein vernichtender Rückschlag. Willkommen zurück auf dem Boden der Tatsachen.

Na klar, wer nicht (mehr) hofft, kann auch nicht (mehr) enttäuscht werden.“

Hoffen bedeutet auch, mit Niederlagen umzugehen. Denn nicht jede Hoffnung erfüllt sich. Wenn wir ehrlich sind, erfüllen sich sogar die allerwenigsten. Trotzdem werden die meisten weiter hoffen. Denn sprichwörtlich stirbt die Hoffnung ja zuletzt. Na klar, wer nicht (mehr) hofft, kann auch nicht (mehr) enttäuscht werden. Er ist es schon! Aber das ist eine andere Geschichte.

Kay Synwoldt