Laichzeit!
Die Karpfen laichen! Das glaubte Kay Synwold Anfang letzter Woche tatsächlich, als er an einem seiner Vereinsgewässer das flache Uferwasser Wasser spritzen sah. Ist das Wasser nicht viel zu kalt? Die Lösung für das außergewöhnliche Naturphänomen war dann jedoch schnell gefunden.
„Laichende Karpfen? Kann doch nicht sein, nicht so früh im Jahr, nicht in einem tiefen Baggersee.“
Ich blieb skeptisch, als ich die Fische in Ufernähe beobachten konnte. Ich wollte es genauer wissen. Da ich keine Watstiefel dabei hatte, kam ich leider nicht nah genug an die laichenden Fische heran. Zudem unterbrachen sie ihr wildes Treiben, sobald ich näher kam. Im seichten Uferwasser konnte ich dennoch fünf oder sechs kleinere Spiegler ausmachen, die hektisch am Ufer auf und ab schwammen.
Sollte es tatsächlich wahr sein?
Trotz der paar zurückliegenden, wärmeren Tage mit Temperaturen an die 20 Grad Grad hatte ich einen Tag zuvor an der Oberfläche knappe 12 Grad Wassertemperatur gemessen. In zwei Metern Tiefe waren es hingegen keine zehn Grad. Viel zu kalt für laichende Karpfen also.
Brassen – ja, das passt. Ein paar Tage zuvor hatte ich statt Karpfen einen Gierschlund mit deutlichem Laichausschlag gefangen. Typisch für diese Jahreszeit und typisch, dass die Schleimer jetzt besonders scharf auf alles Fressbare sind.
Die vermeintlichen Karpfen waren trotz der deutlichen Abkühlung offenbar immer noch mit ihrer Fortpflanzung beschäftigt.“
Aber Karpfen in Laichstimmung? Anfang Mai? Nicht in unseren tiefen Baggerlöchern und ganz sicher nicht im kältesten Frühjahr seit Jahrzehnten.
Die Fragen ließen mir keine Ruhe. Ich kehrte am nächsten Tag zurück – dieses Mal mit Watstiefeln im Gepäck.
Schon von Weitem sah ich wieder das Platschen. Es war nicht zu übersehen, die vermeintlichen Karpfen waren trotz der deutlichen Abkühlung offenbar immer noch mit ihrer Fortpflanzung beschäftigt.
Zehn Minuten später stand ich kaum einen Meter vom Geschehen entfernt. Die kleinen Spiegler waren immer noch da. Einen markant beschuppten Spiegler konnte ich sogar wiedererkennen. Tatsächlich laichen taten allerdings die Brassen. Überall hatten sie ihre kleinen Eier im verzweigten Wurzelwerk der Uferwegetation abgelegt.
Brassen-Eier sind eine willkommene Proteinspritze, die den Karpfen zudem hilft, eigenen Laich aufzubauen.“
Jetzt war auch klar, was die Karpfen dort wollten. Sie laichen nicht, aber sie lieben Brassenlaich, haben ihn gewissermaßen zum Fressen gern. Denn die Brassen-Eier sind eine willkommene Proteinspritze, die den Karpfen zudem hilft, eigenen Laich aufzubauen.
Bis es dann mit dem Laichen soweit ist, wird es also noch etwas dauern.
Alles wie immer also. Allerdings sind meine Beobachtungen auch ein Indiz für schwierige Zeiten für den Karpfenfang. Aber das Frühjahr ist mit seinem dauernden Auf und Ab beim Wetter generell problematisch.
Meine Erfahrung ist: Während die Brassen laichen, ist es besonders schwierig, einen Karpfen ans Band zu bekommen. Die sind nämlich viel zu sehr auf den leckeren Brassenlaich fixiert.
Kleine, auffällige Poppis oder Wafter sind jetzt sicher eine Option. Dennoch glaube ich, dass die Karpfen einen solchen Reizköder im Moment nur eher zufällig einsaugen.
Trotzdem: Einen Versuch ist es immer wert. Beim Angeln ist schließlich alles möglich.