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Ich, der (Natur-)Störer

von Sebastian Schmidt

Angler haben in dieser Welt keinen leichten Stand, Karpfenangler offenbar noch weniger. Bewusst wurde das unserem Autoren anlässlich einer Diskussion über die Benutzung von Elektromotoren auf seinen Heimat-Gewässern in Mecklenburg-Vorpommern.

Die Benutzung von Elektro-Motoren war auf unseren Gewässern bisher grundsätzlich untersagt, wenn man von Bundeswasserstraßen und einzelnen anderen Gewässern mal absieht. Gemeinsam mit dem Landesanglerverband unternimmt unser DKAC M-V seit Jahren erhebliche Anstrengungen, dieses Verbot zumindest ein wenig aufzuweichen. Und diese Arbeit trägt nun endlich Früchte. Jedenfalls haben die Koalitionsfraktionen von SPD und CDU letzten Dezember einen Gesetzentwurf in den Landtag eingebracht, der das Verbot lockern soll.
Der Wermutstropfen: Von der Freigabe sind alle geschützten Gebiete – von Naturschutz, über Biosphäre, bis hin zu Natura 2000 – ausgenommen. Wer Mecklenburg-Vorpommern kennt, weiß, das betrifft eine Menge Land und vor allem Wasser.

Auch die Landesregierung konnte auf parlamentarische Anfragen hin kein plausibles Gegenargument liefern.“

Im Netz und im realen Leben entbrannten daraufhin hitzige Diskussionen darüber, ob die Aufweichung des Verbots an sich sinnvoll ist und über die Frage, wie es mit den Schutzgebieten aussieht. Für mich gibt es keinen nachvollziehbaren Grund, warum auf Gewässern, auf denen Bootsverkehr an sich gestattet ist und auf denen auch geangelt werden darf, keine E-Motoren zugelassen werden sollten.
Auch die Landesregierung konnte auf parlamentarische Anfragen hin kein plausibles Gegenargument liefern. Mir wurde stattdessen vorgeworfen, ich würde als Karpfenangler (nicht nur) durch die Benutzung von E-Motoren die Natur „stören“.

Solange ich die Natur nicht nachhaltig schädige, sollte der E-Motor kein Problem sein

DAS war also der Stein des Anstoßes: Ich, der Karpfenangler, der Störer.
Wir brauchen nicht darüber diskutieren, ob meine sporadische Anwesenheit am Wasser nachhaltige Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt hat. Natürlich breche ich mal einen Ast ab, trample etwas Gras nieder oder verscheuche ein Reh. Aber ist das ein Problem? Bin ich als Mensch grundsätzlich „Störfaktor“ in der Natur? Müssen wir uns heute für unsere Anwesenheit in der Natur entschuldigen? Soweit sind wir hoffentlich noch nicht.

Ich lasse am Wasser keinen Müll zurück, ich verhalte mich immer so ruhig es geht und ich verursache keine nachhaltigen Schäden.

Liebe Öko-Taliban und urbane Naturversteher: Als Mensch bin ich Teil dieser Natur und keine invasive Art. Ich bin weder Besucher noch Gast. Schließlich kamen meine Vorfahren nicht vor Jahrhunderten von den Planeten Melmac oder Vulkan zur Erde. Wir Menschen stammen von hier und haben das gleiche Recht in der Natur zu sein, wie Fischreiher oder Otter. Wir fügen uns genauso ein, wie jedes Wildschwein – was man manchem Karpfenangler nach zehn Tagen am Wasser zugegebenermaßen ansieht.
Solange meine Anwesenheit sich nicht nachhaltig schädlich auswirkt, solange ich die Umwelt nicht mehr und nicht anders beeinträchtige, als es die einheimische Tierwelt tut, ist im wahrsten Sinne des Wortes alles im grünen Bereich.

Als Angler sehe ich mich nicht Gast, sondern als Teil der Natur


Ich lasse am Wasser keinen Müll zurück, ich verhalte mich immer so ruhig es geht und ich verursache keine nachhaltigen Schäden. Eine Wildschweinrotte ist da wesentlich ungestümer. Füchse und Dachse jagen Wasservögel hoch. Letzteres passiert gelegentlich auch mir. So ist das nun mal in der Natur. Wissen viele der Ökos vielleicht nicht, weil sie mehr über Natur reden, als sie aktiv zu erleben.
Wer der Meinung ist, der Mensch sei ein Störfaktor in der Natur, darf ihr gerne fernbleiben. Ich brauche solche Leute am Wasser nicht. Angler haben mehr für Natur- und Gewässerschutz getan, als die meisten dieser selbsternannten Ökos. Angler sind auch Naturschützer, wir sitzen da im selben Boot und vielleicht sollten wir zukünftig lieber miteinander als gegeneinander arbeiten.
Die Tonnen Müll, die allein wir vom DKAC M-V bei unseren Müllsammelaktionen aus den Gewässern entsorgt haben, möchte ich einmal auf einem Haufen sehen. Ich wage zu behaupten, die Gewässer wären ohne die Pflege von uns Anglern nicht in diesem guten Zustand.
Als Belohnung müssen wir dann fernbleiben?
Nicht mit mir.

Angler halten die Gewässer sauber: Ergebnis eine Müllsammelaktion des DKAC M-V