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Winter struggle

von Patrick Reuter

Es geht nicht mehr viel in diesen Tagen. Das Gros meiner Freizeitaktivitäten gehört der Vergangenheit an. Der wöchentliche Kick mit meiner Fußballrunde ist seit Monaten verboten, mein Fitnessstudio hat geschlossen – vielleicht sogar für immer? Feierabendbier in der Kneipe um die Ecke oder mit Freunden Essen gehen – alles nicht mehr erlaubt. Nur zur Arbeit gehe ich noch. Fast ein Privileg in diesen Tagen, könnte man meinen.

Eine der letzten Möglichkeiten das Sofa zu verlassen, ist das Angeln. Social distancing fällt dabei nicht schwer, denn Fischen gehe ich ohnehin fast ausschließlich alleine. Auch sonst ziehe ich es dabei vor, niemandem zu begegnen. Eine Auswahl geeigneter Gewässer für den Winter brauchte ich nicht zu treffen. Kiesgruben oder Parkseen gibt es in der näheren Umgebung nicht.

Die Natur als letzter Zufluchtsort für Freizeitaktivitäten

Mir bleibt nur der Main – mein Hausgewässer. Kilometerlange Flussufer markieren nicht gerade das ideale Wintergewässer. Zumindest einen Vorteil hat der große Strom gegenüber stehenden Gewässern: er friert nicht so schnell zu! Zuletzt ist das 2017 vorgekommen. Schon da galt die geschlossene Eisdecke aber eher als seltenes Schauspiel.

Ehrlich gesagt, habe ich die Winterangelei bislang eher sporadisch betrieben. Erfolge aus den Vorjahren kann ich kaum vorweisen. Wie auch? Schon im Herbst ist das Blanken nichts Außergewöhnliches. Mit jedem Grad Wassertemperatur schwinden auch meine Chancen auf einen Biss. Meine Ansitze im letzten Winter wurden zudem unfreiwillig vom Hochwasser beendet.

Puncto füttern gilt: wenig aber regelmäßig

Trotz der eher miesen Aussichten, wollte ich in diesem Winter meine Ruten nicht bis zum Frühjahr einmotten. Seit Dezember füttere ich regelmäßig einen tieferen Bereich entlang einer Steinpackung mit kleinen Boilies. Zum Fischen nutze ich kurze Zeitfenster mit Tageslicht. Etliche Male ging ich dabei leer aus. Nur in den Stunden von Mittag bis Sonnenuntergang konnte ich überhaupt Fischaktivitäten ausmachen.

Kleine Fallen…

Unverhofft und überraschend bekam ich an genau so einem Nachmittag einen kräftigen Schlag in meine senkrecht gen Himmel zeigende Rute. Als sich dann auch noch mein Bissanzeiger meldete und im Takt der wippenden Rutenspitze Schnur von der Rolle lief, war meine Durststrecke beendet. Ich drillte mit größter Vorsicht. Jede Flucht des Fisches ließ ich bei weicher Bremse geschehen.

Kein Riese, aber Motivation fürs Weitermachen

Wenige Minuten später glitt ein kleiner Schuppi in meinen Kescher.

Ungläubig aber mit breitem Grinsen inspizierte ich meinen Fang auf der Matte. Kein Riese, keine After-, dafür eine gespaltene Brustflosse. Mit seiner goldgelben Färbung bot er dennoch einen schönen Kontrast zur tristen Winterkulisse. Mächtig stolz schob ich meinen Trolley an diesem Abend zurück zum Auto. Ein Schwarm Vögel kreiste am Horizont, als wollten sie zum Abschied grüßen. Ansporn genug um weiter zu angeln.

Begrüßungskomitee am Himmel