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Pures Glück

Was Glück ist, lässt sich schwer definieren. Erfolgreiches Angeln ist sehr oft eng mit Glück verbunden. Zumindest darin sind wir uns wohl einig. Der Rest bleibt subjektives Empfinden. Denn jeder Mensch, oder in unserem Fall jeder Angler empfindet sein Glück anders. Schon die Philosophen Platon und Aristoteles, beide waren keine Angler, haben sich mit dem Thema Glück beschäftigt und sind – wenig verwunderlich – zu unterschiedlichen Definitionen gekommen.

Brotflocke geht immer!

Aufs Angeln bezogen, hängt unser Glück wohl maßgeblich damit zusammen, wie jeder einzelne sein Glück wahrnimmt und was er vom Angeln erwartet. Fest steht: Wer seine Sicht versperrt und engstirnig auf die Kilos schaut, wird seltener Glück empfinden als jene unter uns, die den Draht zum tatsächlichen Angeln nicht haben durchbrennen lassen.

Ein neues Gewässer mit neuen Regeln und neuen Fischen, aber auch anderen Anglern, besuche ich zu Beginn gerne in Zivil.“

Ich hatte kürzlich großes Glück. Glück im Herbst. Obwohl es zunächst gar nicht danach aussah.

Denn an einem freien Tag nicht zu angeln, stimmt mich tendenziell unglücklich. Ich wollte meine Freizeit nutzen und wenigstens etwas fürs Angeln tun. In diesem Fall wertvolle Vorarbeit. Eine Tour mit meinem Sohn Askjell, der Schulferien hatte, um Location zu betreiben.

Klingt nicht weniger spannend, kann aber hilfreich sein. Ein neues Gewässer mit neuen Regeln und neuen Fischen, aber auch anderen Anglern, besuche ich zu Beginn gerne in Zivil. Ohne Ruten, dafür mit geschärften Sinnen.

Warten – normalerweise nicht Askjell´s Stärke

Dafür war ich an diesem Tag extra früh aufgestanden. In der Morgendämmerung verrät sich eher ein Fisch als am späten Vormittag. Nach etwa 30 Kilometern Anfahrtsweg die Enttäuschung: Einige Angler sind da, die Ufer besetzt. Wie es sich für Karpfenangler gehört, schliefen alle noch tief und fest. Unsere Ankunft bemerkte niemand.

Mein „Emergency-Equipment“ liegt immer im Bus. Das hilft spontanem Glück auf die Sprünge.“

Aber zwischen ausgelegten Ruten mit dem Sohnemann durchs Unterholz kriechen? Lieber nicht. Wir brachen mein Vorhaben ab. Alles für die Katz. Aber manchmal ist es besser, den Rückwärtsgang einzulegen und es dabei zu belassen. Bloß keine schlafenden Hunde wecken. Mit dem angebrochenen Tag, ohne Ergebnis, war ich unzufrieden. Keine Spur vom Glück.

Neuer Versuch…

Auf dem Heimweg kam mir der Gedanke, einen Pit Stop einzulegen. Zwei Stunden am Waldsee angeln. Das wäre kein großer Umweg und in der Not frisst der Teufel bekanntlich Fliegen. Mein „Emergency-Equipment“ liegt immer im Bus. Das hilft spontanem Glück auf die Sprünge. Ein halbes Brot vom Vortag gibt´s beim Bäcker direkt auf dem Weg. Einen Pott Kaffee dazu und ein Pfannekuchen für den Jungspund.

Ein goldener Schuppi macht den Anfang

Unser Tag zeigte sich im neuen Gewand. Askjell sollte ein paar Rotfedern an der freien Leine fangen und mit etwas Glück finden wir einen hungrigen Karpfen. Wenn wir Glück haben! Der angesagte Regen blieb aus, Laub rieselte von den Bäumen, wir waren allein inmitten voller Farbenpracht. Ein Moment, der perfekter nicht sein konnte. Herbstidyll pur. Am Waldsee war niemand. Keine großen Fische, keine Angler – so ist das oft.

Dass ich einen zirka fünf Kilo schweren Schuppi noch einmal als gigantisch betiteln würde, hätte ich nicht für möglich gehalten.“

Ein paar Stücke Brot verteilten wir auf der Wasseroberfläche. Die Rotfedern zeigten sich zurückhaltend, dafür kamen schnell die ersten Karpfen zum Vorschein. Unglaublich aber wahr: So spät im Jahr und sie zeigten Interesse an unserer Brotkruste! Askjell interessiert sich prinzipiell nicht für Karpfen. Wenn Fische, dann müssen es Hechte sein. Doch an diesem Tag war es anders. Er fand Gefallen an den Gierhälsen, die lautstark an der Oberfläche schmatzten.

Glück zum Anfassen…

„Papa, haste den Großen gesehen?“ Ich musste lachen. „Ja, Askjell, der war gigantisch.“

Dass ich einen zirka fünf Kilo schweren Schuppi noch einmal als gigantisch betiteln würde, hätte ich nicht für möglich gehalten. Ich war trotzdem glücklich. So einen wollten wir fangen, darüber waren wir uns in diesem Moment einig. Ein solcher Moment bedeutet das Glück und wir wollten mehr davon. Wir wollten Glück zum Anfassen.

Im Herbst-Modus