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Die letzten Blätter

von Kay Synwoldt

Endlich wieder ein paar Grad wärmer. Statt Tageshöchsttemperaturen von zwei oder drei Grad in der letzten Woche, ist es mit nun teilweise wieder zweistelligen Temperatuten ungewöhnlich mild. Da kann man wenigstens mal wieder raus. Nachteil der milden Temperaturen in dieser Jahreszeit: sie gehen meist einher mit jeder Menge Regen und Wind.
Fangwetter?
Im Sommer vielleicht, im Winter nicht unbedingt. Zumindest eine Sache steht bei diesem Schmuddelwetter im Sommer wie im Winter fest: ungemütlich bleibt es. Sehr ungemütlich sogar. Sicher jetzt im Winter. Da jagt man normalerweise keinen Hund vor die Tür.

Wenn ich mein regelmäßiges Anfüttern beibehalte, bestehen durchaus Chancen auf Fisch.“

Der kräftige Wind bläst nun auch die letzten Blätter von den Bäumen. Das hat in unserer Region ungewöhnlich lange gedauert. Aber jetzt sind fast alle Bäume kahl, die letzten Blätter sind gefallen.
Das Schilf färbt sich gelb bis braun. Die Vegetation passt nun also auch zur Jahreszeit.
Es fällt mir immer schwerer, mich fürs Angeln zu motivieren. Warum tue ich mir das an? Und wer den Winter durch angelt, läuft Gefahr, im Frühjahr zum Saisonstart sämtliche Energie aufgebraucht zu haben. Mein mentales Tief käme dann zu einem ungünstigen Zeitpunkt.
Trotzdem will ich am Ball bleiben, solange die Gewässer eisfrei bleiben. Und wenn ich mein regelmäßiges Anfüttern beibehalte, bestehen durchaus Chancen auf Fisch.
Mein Biss kommt dieses Mal überraschend schnell, die Rigs liegen kaum eine Stunde in Position.
Es ist gerade dunkel, als es bimmelt. Ich bin zunächst unsicher. Aber dieses Mal ist es kein Blässhuhn, das meinen Hakenköder hoch getaucht hat – tatsächlich ein Karpfen.
Er leistet wenig Gegenwehr. Kann er auch nicht. Es ist ein kleiner Schuppi, vielleicht 8 Kilo schwer. Aber der Mensch freut sich. Hauptsache Fisch!
Er hat abseits vom Futterplatz gebissen, auf meine Joker-Rute, die ich mit einen kleinen Schneemann ausgelegt habe.

Auch gegen Morgen, was an dem kleinen See normalerweise eine gute Beißzeit ist, bleiben meine Bissanzeiger still.“

Mein Schneemann passt hier am Niederrhein zwar (noch) nicht ganz zur Jahreszeit, aber offenbar war meine Kombi aus einem Sinker und einem grellen Pop-up das richtige Rezept. Wieder einmal. Ich hoffe auf eine weitere Aktion, schließlich ist die Nacht noch lang.
Daraus wird leider nichts, meine Rigs bleiben bis zum Morgen unberührt. Geschlafen habe ich trotzdem nicht. Der bollerige Wind hat die ganze Nacht wie besessen an meinem Zelt gerüttelt. Dazu noch Regenschauer, die auf die Außenhaut prasseln. Da bekommt man kein Auge zu. Auch gegen Morgen, was an dem kleinen See normalerweise eine gute Beißzeit ist, bleiben meine Bissanzeiger still. Dafür lungern in der Nähe schon wieder die ersten Blässhühner herum. Sie tun wie Tulpe, schwimmen scheinbar ziellos hin und her. Ja, den Unschuldigen markieren – das können sie gut. Aber ich weiß natürlich, worauf sie aus sind: auf (Boilie-)Nachschub.
Da haben die Viecher dieses Mal die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Ich bin ja nicht von der Wohlfahrt.