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Aller Anfang ist schwer

von Alexander Lenk

Jedes Frühjahr die gleiche Misere: Voller Vorfreude auf die neue Saison und einen Winterkarpfen treibt es mich schon bei Minusgraden ans Wasser. Nach den ersten frostigen Blanknächten machte sich jedoch schnell Ernüchterung breit. Von einem Frühstart mit Ausnahmefisch in der ersten Session konnte ich bis dato nur träumen.
Gerade in diesem Frühjahr konnte ich aufgrund des ewigen Lockdowns mein erstes Angeln kaum erwarten. Ich wollte endlich wieder raus. Und dieses Mal wollte ich alles richtig machen. Mitte Februar erfolgte mein Saisonstart an einer kleinen gut besetzte Kiesgruben. Dort versprach ich mir schnellen Erfolg ohne viel Aufwand.

Der Traum vom echten Winterkarpfen hatte sich nun, Anfang April, ohnehin ausgeträumt.“

Mein Plan war nicht sonderlich spektakulär: Mit auffälligen 16mm Schneemännern und Stickmix wollte ich einen Winterkarpfen auf die Matte legen. Das ging gründlich in die Hose. Nach fünf Blanknächten an drei unterschiedlichen Gruben war ich so weit, wie all die Jahre zuvor.
Doch zurück an mein Lieblingsgewässer die Havel? Sicher nicht das ideale Wintergewässer, aber der Traum vom echten Winterkarpfen hatte sich nun, Anfang April, ohnehin ausgeträumt. Und was hatte ich zu verlieren?

Nach fünf Blanknächten an unterschiedlichen Baggerseen war es Zeit für einen Gewässerwechsel


Mit dem Gewässerwechsel änderte ich auch meine Taktik: Anstatt instant mit Fallen ohne Beifutter zu fischen, hielt ich nun einen nur gut einen Meter tiefen Spot in Ufernähe mit 20 und 25mm großen Fischmehlboilies unter Futter. Die haben sich in der Vergangenheit an der Havel bewährt.
Sind solche Köder nicht zu groß für kaltes Wasser?
Vielleicht. Aber ich wollte verhindern, dass der Schiffsverkehr mein Futter komplett wegspült und meine Murmeln müssen den vielen Weißfischen standhalten. Es braucht also einen Kompromiss.

Mit steigendem Aufwand stieg auch meine Erwartung, endlich den ersten Rüssler des Jahres zu landen.“

Gefüttert wurde eine Woche vor dem Ansitz an drei unterschiedlichen Tagen. Pro Futtertag fand ein Kilo Boilies ihren Weg ins Wasser, was für die Havel mit Schiffsverkehr und vielen hungrigen Mäulern wenig ist. Mit steigendem Aufwand stieg auch meine Erwartung, endlich den ersten Rüssler des Jahres zu landen.

Wieder kein Biss…


Umso größer meine Enttäuschung, als ich während meiner ersten Havel-Session in den frühen Morgenstunden wieder ohne Biss aufwachte. Ich entschied mich noch etwas zu dösen, weil es außerhalb des Schlafsacks bitter kalt war.

Nach eher unspektakulärem Drill konnte ich einen halbstarken Havel-Schuppi landen.“

Dann rissen mich ein paar zaghafte Pieptöne aus dem Schlaf. Zunächst konnte ich mein Glück kaum nicht fassen, denn als kurz darauf ein Dauerton zu hören war, wusste ich: Das muss ein Karpfen sein.
Nach eher unspektakulärem Drill konnte ich einen halbstarken Havel-Schuppi landen. Kein Ausnahmefisch, aber ich war überglücklich, weil mein erster Fisch 2021 hart erkämpft war.
So wie jedes Jahr.
Aber wie heißt es so schön: Aller Anfang ist schwer.