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Bergfest

Mal ehrlich: Wann haben Sie zum letzten Mal die Sonne gesehen? Ich meine so richtig – nicht hinter den Bäumen, hinter einem Haus oder tiefem Grauschleier verkrochen? Ich kann mich kaum erinnern. Aber trotz Dauergrau und Schmuddelwetter gibt es – wie jedes Jahr zu dieser Zeit – auch gute Nachrichten: kurz vor Weihnachten und dem Jahreswechsel gibt es was zu feiern: das Bergfest! Gemeint ist die Winter-Sonnenwende, die längste Nacht des Jahres. Und die haben wir in jedem Jahr vom 20. auf den 21. Dezember. Diese Nacht liegt nun hinter uns.

Zugegeben – im Hinblick auf den Beginn der nächsten Angelsaison ist die Sonnenwende nur die erste kleine Hürde.“

Auch wenn es erst nur wenige Minuten sind – die Tage werden wieder länger, es geht bergauf. Endlich. Nach einem Jahr zum Abhaken schadet ein wenig Hoffnung nicht.
Zugegeben – im Hinblick auf den Beginn der nächsten Angelsaison ist die Sonnenwende nur die erste kleine Hürde. Noch dazu eine, von der man erst im Februar so richtig etwas merkt.
Die größte Hürde steht uns noch bevor: der richtige Winter. Zumindest hier am Niederrhein haben wir davon (noch) wenig mitbekommen. Draußen ist es zwar überwiegend grau, aber vergleichsweise mild. Schnee habe ich noch nicht gesehen und der große Frost steht auch noch aus.
Eine gute Gelegenheit, das Bergfest am Wasser zu feiern. Und mit mildem Westwind herrscht sogar Fangwetter! Die Karpfen fressen noch. Zwar träge, aber sie fressen.

Das Bergfest ist für mich deshalb auch kein rauschendes Fest. Eher ein Fest der inneren Einkehr, ganz ohne Pomp, Musik und Saufgelage.“

In meinem (Garten-)Teich kommen sie für ein paar Bröckchen sogar noch an die Oberfläche.
Ich weiß – der Begriff Bergfest ist zu diesem Anlass vielleicht nicht ganz der passende Ausdruck. Denn mit der längsten Nacht des Jahres durchschreiten wir eigentlich eine Talsohle.
Das Bergfest ist für mich deshalb auch kein rauschendes Fest. Eher ein Fest der inneren Einkehr, ganz ohne Pomp, Musik und Saufgelage. So wie es die Corona-Lage vorschreibt. Die Party ist abgesagt – predigt ja auch unsere Kanzlerin.
Ich genieße die Ruhe, denn ich bin (fast) alleine am Wasser. Sogar die Tierwelt scheint sich – von den ewig hungrigen Wasserhühnern einmal abgesehen – in dieser längsten Nacht des Jahres der inneren Einkehr zu widmen. Draußen ist nichts zu hören, absolut gar nichts, der Wald um mich herum scheint ausgestorben.

Und am nächsten Morgen, ich trinke gerade meinen ersten Kaffee, bimmelt tatsächlich noch die linke Rute los.“

Ich habe Glühwein mitgenommen. Den leckeren vom Aldi. Der passt zur Jahreszeit. Und zum Bergfest. Aber selbst die eine Flasche schaffe ich alleine nicht. Schon nach zwei Bechern schnarche ich wie ein Bär, liege ich im Zelt. Meine (Gas-)Heizung bullert die ganze Nacht, auch wenn es draußen gar nicht richtig kalt ist. Aber so bleibt mein Zelt von innen trocken, die Feuchtigkeit zieht nicht so in die Glieder.
Und am nächsten Morgen, ich trinke gerade meinen ersten Kaffee, bimmelt tatsächlich noch die linke Rute los. Am anderen Ende hängt ein schicker Schuppi. Mein vielleicht letzter Fisch des Jahres hat meinen Schneemann genommen. Wenn das kein Grund zum Feiern ist.

Kay Synwoldt