Blog

Die Chance vor der Haustür

Seit dem 21. März gelten bei uns in Bayern massive Ausgangsbeschränkungen. Dadurch wird nter anderem das Grundrecht auf Freiheit der Person massiv eingeschränkt. Ein Verlassen der Wohnung ist nur noch bei Vorliegen eines triftigen Grundes möglich. Das öffentliche Leben wird auf ein absolutes Minimum herunter gefahren. Viele Menschen haben Sorge um ihre Gesundheit oder die ihrer Angehörigen.

Mit wem auch immer man spricht – jeder trägt in diesen Tagen sein eigenes Päckchen. Sorgen, Ängste und Probleme wohin man hört. Positives vernimmt man nur selten. Ein Lichtblick hingegen die Feststellung, dass zumindest Angeln in Bayern erlaubt ist. Schon sehr früh hatte das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hier Klarheit geschaffen. Ich durfte also weiterhin Angeln gehen. Allerdings nur Heimat nah.

Mir blieb also nur mein Fluss vor der Haustür – der Main. Ein ideales Frühjahrs-Gewässer sieht anders aus. Das Wasser erwärmt sich im Fluss nur langsam. Die ersten Erfolge stellen sich weit später ein, als etwa an Seen mit Flachwasserzonen. Aber was soll‘s? Hauptsache Fischen.

Voller Demut nahm ich mein Schicksal an. Ich wusste, dass es vielen Anglern in Europa nicht vergönnt war ihrer Passion nachzugehen.

Um es mir nicht direkt mit den streng an den Flussufern patrouillierenden Polizisten zu verscherzen, reduzierte ich Ausrüstung und Komfort. Nur mit dem Nötigsten auf meinem Trolley versuchte ich mein Glück ohne dabei unnötig aufzufallen.

Mein Futter bestand anfangs nur aus Feinfutter und wenigen kleinen Boilies. Ich wechselte häufig den Platz, wenn ich weder Bisse noch sonstige Hinweise auf Fische verzeichnete.

Es dauerte eine Weile bis ich den Karpfen im Fluss auf die Schliche kam. Über die ersten kleinen Schuppis freute ich mich dann umso mehr. Die immer noch intensive Winterfärbung der Fische im zeitigen Frühjahr verliert wohl nie ihren Reiz. Befreit von allen Ereignissen der letzten Wochen ertappte ich mich dabei, jedes Detail mit der Kamera einfangen zu wollen.

Der große Ausnahmefisch blieb aus – bisher zumindest. Gestört oder geärgert hat mich das nicht. Ich bin eher dankbar für jede Minute, die ich im Freien verbringen kann.

In den Vorjahren hätte ich mich sicher längst zu Ausflügen an weiter entfernt liegende Gewässer verlocken lassen. So aber zwingen mich die Umstände am Ball zu bleiben. Ich konzentriere mein Angeln weiter auf den nahegelegenen Fluss. Dran bleiben ist nun die Devise. Und wer weiß?

Vielleicht stellt sich die Ausgangsbeschränkung zumindest anglerisch noch als große Chance heraus.

Patrick Reuter