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Das erste Mal…

Ein See mit Insel, auf der eine Kirche steht – das einzigartige Szenario am Bleder See zieht seit Jahrzehnten Touristen aus dem In- und Ausland an. Auch für Karpfenangler ist der im Herzen Sloweniens gelegene See längst zu einer Art Pilgerstätte geworden. David Rosemeier hat sich seinen lange gehegten Wunsch erfüllt und hat das Kultgewässer zum ersten Mal befischt.

Es ist Januar 2024, als ich spontan entscheide, mir Angellizenzen für den Bleder See zu kaufen. Ein Blick auf das entsprechende Onlineportal verrät: Hier ist bereits so gut wie jeder Tag ausverkauft. Schließlich dürfen pro Tag maximal zehn Karpfenangler am See ihrem Hobby nachgehen. Was in der Praxis durchaus Sinn ergibt, scheint schon sehr früh im Jahr einen großen Ansturm auf die Angelkarten auszulösen. Doch ich habe Glück und kann für den späten November noch drei Lizenzen ergattern.

Zugegeben, das gesamte Jahr über fiebere ich förmlich dieser Kurz-Session in Slowenien entgegen. Schon lange möchte ich den Bleder See von meiner Bucket List streichen und zudem mit Slowenien in einem für mich gänzlich neuen Land einen Karpfen fangen.Meine Anfahrt gestaltet sich zäh, aber entspannt. Erst durchquere ich Österreich, nur um kurz hinter der slowenischen Grenze bereits das erste Mal „Bled“ auf einem Schild zu lesen. Gut zu wissen: Sowohl in Österreich, als auch in Slowenien muss man Maut für die Autobahnnutzung bezahlen, was mit ein paar Klicks im Internet aber kein Problem darstellt. Als ich am Vorabend meiner Session in Bled eintreffe, entscheide ich mich zuerst, eine kurze Runde um den See zu drehen.

Nächstes Mal AirBnB
Dabei lasse ich den Ort auf mich wirken und stelle mir vor, welche anglerischen Geschichten hier in den letzten Jahren geschrieben wurden. Es ist ein sehr besonderer Ort, soviel steht gleich nach den ersten Metern am Ufer für mich fest!
Ich komme mit einigen Anglern ins Gespräch und mir fällt auf, dass diese meist an wenigen Stellen konzentriert angeln. Auch die Größe des Sees habe ich falsch eingeschätzt. In einer guten Stunde hat man ihn einmal umrundet.

Im Bereich der Stadtbucht, also dem Seeteil im Dorf „Bled“, komme ich mit ein paar Anglern aus Deutschland ins Gespräch, die in den letzten Tagen bereits gute Erfolge verbucht haben.
So richtig viele Informationen habe ich mir im Vorhinein nicht eingeholt, um möglichst neutral starten zu können und so beschließe ich, in diesem Seeteil am Folgetag zu beginnen.

Die Nacht ist bitterkalt und bei -6 Grad Außentemperatur im Auto zu schlafen, ist wirklich nicht ratsam. Ich habe mich für diese Option entschieden, um am frühen Morgen möglichst schnell eine gute Stelle beziehen zu können. Dafür kriege ich jetzt einen eiskalten Denkzettel verpasst.
Nächstes Mal buche ich mir definitiv ein AirBnB!

Das ist ja einfach hier!“
Mit klammen Fingern starte ich um sechs Uhr morgens in den Tag, während sich der Ort noch im Tiefschlaf befindet. Mit einer Markerrute untersuche ich die Bodenstrukturen und versuche, meine beiden Ruten auf unterschiedliche Tiefen zu klippen.
Dabei ist die hohe Durchschnittstiefe des Gewässers für mich ungewohnt und es bedarf etwas Eingewöhnung beim Absinken lassen der Montage. Schließlich entscheide ich mich dafür, eine Rute kurz und eine etwas weiter, also auch tiefer zu angeln. Die Tiefen variieren dabei zwischen 11 und 15 Meter.
Ich mache mir am Auto gerade eine heiße Tasse Tee, als meine kurze Rute einen langsamen Biss vermeldet.
„Das ist ja einfach hier!“ Mein erster Gedanke, der mir durch den Kopf schießt, als ich mit dem Fisch Kontakt aufnehme.


Der folgende Drill ist nicht besonders spektakulär. Der Fisch ist im kalten Wasser lethargisch und folgt dem konstanten Druck meiner 13ft Rute. Durch das tiefe Wasser unmittelbar vor mir, steht er einige Meter unter meinen Füßen. Im kristallklaren Wasser erkenne ich die Konturen meines ersten Bleder See Karpfens. Als sich schließlich meine Keschermaschen um den Fisch schließen, fällt mir ein großer Stein vom Herzen. Hier einen Fisch zu fangen, war das wichtigste Ziel meiner Reise und das habe ich nach wenigen Minuten Angelzeit mit einem guten Mittdreißiger bereits erreicht.
Durch die niedrige Umgebungstemperatur beschlägt meine Kamera sofort und auch wenn das entstandene Fangbild nicht perfekt geworden ist, zählt für mich der Moment und die Unversehrtheit des Fisches!

Exakt positioniere ich meine Rute neu und füttere ein wenig hoch attraktives Futter nach. Ich rechne schnell mit einem zweiten Biss, doch der Rest des Tages verfliegt ohne weitere Aktivität.
Natürlich habe ich noch einen Plan B in der Hinterhand und bereits am Tag meiner Ankunft eine kleine Landzunge mit ein paar Boilies präpariert. Diesen Platz möchte ich am kommenden Tag, meinem zweiten Tag, gerne einen Besuch abstatten.

In der Kinderstube
Der Wecker klingelt mich zeitig aus den Federn und die Temperaturen nur knapp unter der Null-Grad-Marke fühlen sich schon deutlich angenehmer an, als am Vortag.
Ich platziere beide Ruten links und rechts vor der kleinen Landspitze und brauche gar nicht lange warten, bis sich die erste Rute meldet. Doch offenbar habe ich mit meinem Futter die Kinderstube des Bleder Sees angelockt und fange bis Tagesende gleich mehrere Karpfen um die drei bis fünf Kilo Marke.

Ringe im Mondlicht
Fest steht: Für den dritten Tag benötige ich eine gänzlich andere Herangehensweise, um einen der großen Bleder See Karpfen zu erwischen. Obwohl die Rahmenbedingungen bereits auf Winter hindeuten und mich das tägliche Ausharren in der Kälte nicht unbedingt mobil macht, entscheide ich mich für einen nächtlichen Rundgang um den See. Irgendwo müssen sich ja Fische zeigen!
Meter um Meter lege ich zurück, während die anderen Angler am See damit beginnen, ihr Tackle einzupacken oder für den nächsten Tag noch ein paar Futtergaben zu verteilen. Auf der anderen Seeseite entdecke ich eine schwimmende Bojenkette, die einmal durch den ganzen See verläuft. Hier angelt durch das künstliche Hindernis im Wasser zumindest derzeit niemand.
Für die Fische scheint die Kette aber eine Art Holding-Area geworden zu sein. Immer wieder höre ich sie springen und sehe im Mondlicht die großen Ringe, die sie dabei erzeugen. Der Plan steht: Hier werde ich am kommenden Tag auftackeln!

Traumhafter Morgen
Am frühen Morgen stelle ich mein Auto am angrenzenden Parkplatz ab und staune über die horrenden Parkgebühren, die hier am See herrschen. Vier Euro pro Stunde – ganz normal!
Mein dritter und letzter Angeltag zeigt sich von seiner schönsten Seite. Die aufgehende Sonne versetzt den See in ein unglaublich schönes Licht. Ich nutze die Zeit für einige Fotoaufnahmen, während meine Ruten stillschweigend auf den Bissanzeigern verweilen.
Tagsüber geschieht nichts, keine Fischaktivität ist auszumachen. Von anderen Anglern am See erfahre ich, dass es derzeit wohl grundsätzlich schleppend läuft.

Endlich Fangwetter
Als ich in der hereinbrechenden Abenddämmerung meine Ruten nochmal neu an der eigenen Uferkante platziere, ändern sich die Bedingungen schlagartig. Warmer Wind frischt auf und drückt die Wellen an mein Ufer. Jetzt beginnt richtig gutes Fangwetter, das spüre ich. Und das merken auch die Fische! Meine linke Rute meldet nach kurzer Zeit einen Vollrun und ich habe meine Mühe, den Fisch von der Bojenkette fernzuhalten. Mit knapp über 20 Kilo für mich bereits jetzt ein richtig toller Fisch aus diesem Gewässer. Doch kaum habe ich ihn zurückgesetzt, läuft auch meine rechte Rute ab. Diesmal erkenne ich im Schein meiner Kopflampe einen noch größeren Fisch im flachen Uferwasser. Ein hoher 40-Pfünder ist das Ergebnis und ihm sollte kurz vor Ende der Angelzeit um 23:00 Uhr noch ein weiterer Kollege ähnlichen Kalibers folgen. Alles geht so schnell, dass ich das Erlebte erst auf der Autofahrt nach Hause verarbeiten kann.

Bled, es war mir ein Fest und es wird im kommenden Jahr hoffentlich ein ähnlich erfolgreiches Wiedersehen geben!