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Quickie unterm Walnussbaum

Das Ende des Sommers bringt immer ein wenig Wehmut mit sich. Vorbei sind die lauen Abende im Freien. Es wird früher dunkel und mit Sonnenuntergang merklich kälter. Aus anglerischer Sicht ist das Ende des Sommers aber gerade zu eine Erlösung. Mit dem Weichen von Freizeitsportlern aller Art, kehrt spürbare Ruhe an unseren Gewässern ein…

von Patrick Reuter

Vor diesem Hintergrund konnte auch ich es kaum erwarten endlich wieder in Ruhe und Einsamkeit mein Angeln am Fluss zu genießen. Auf der Suche nach dem perfekten Angelplatz für den Spätsommer erinnerte ich mich an eine entlegene Stelle zurück. Nur durch einige hundert Meter Fussweg zu erreichen, stand ein großer prächtiger Walnussbaum direkt am Flussufer. Hier hatte ich bereits vor einigen Jahren im September gefangen. Die noch immer satt grünen Blätter sollten mir ausreichend Schatten in der Mittagszeit spenden. Auch vor einem leichten Regenschauer konnte er mir Schutz bieten. Ein perfekter Platz für einen Tagesansitz mit leichtem Gepäck.

Um dem Erfolg ein wenig auf die Sprünge zu helfen, wollte ich den Bereich zumindest einmal vorfüttern. Ich kam spät von der Arbeit und so erreichte ich meinen Walnussbaum erst in der Dämmerung. Das Restlicht reichte gerade noch aus um zu sehen, wo mein Futter im Wasser landete.
Motiviert bis in die Haarspitzen und nur mit dem Nötigsten beladen, schob ich meinen Trolley am nächsten Morgen zum Platz. Bei Tageslicht versauten mir dann allerdings die Hinterlassenschaften des Sommers ein klein wenig die Stimmung. Leere Flaschen, Verpackungsmüll und der obligatorische Einweggrill fanden sich als Abschiedsgeschenk verzogener Ausflügler am Ufer verteilt.

Etwas angefressen stellte ich mein Pod auf, brachte die Montagen ins Wasser und warf ein paar Kellen Boilies hinterher. Noch vor dem ersten Kaffee säuberte ich das Areal mit der Mülltüte.
Diese war bereits gut gefüllt, als ich an meinem Walnussbaum etwas erblickte, was dort ganz sicher nicht hin gehörte. Nach genauer Betrachtung identifizierte ich das Objekt als Damenslip.
Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen und ertappte mich zugleich bei Gedankenspielen zur Rekonstruktion der Geschehnisse.
Wurde es ihr womöglich zu heiß am Grill, sodass sie sich der Kleidung entledigen musste?

Noch ehe ich eine schlüssige Erklärung fand, bekam ich den ersten Run und stand plötzlich selbst mit krummer Rute unterm Walnussbaum. Ein kleiner, wilder Spiegler landete im Kescher.

Am Nachmittag hatte ich einen weiteren Biss. Dieses Mal verlangte mir ein deutlich massiverer Fisch im Drill alles ab. Eine gute halbe Stunde stellte der Fisch sich immer wieder in die Strömung und nahm mir mit kräftigen Fluchten Schnur von der Rolle. Schlussendlich konnte ich ein echtes Unikat landen. Kräftig und hoch gebaut.

Bei meiner Platzwahl lag ich goldrichtig. Und so war auch mein Ärger über den zurück gelassenen Müll schnell vergessen. Mein Fokus liegt nun den bevorstehenden Herbsttagen am Wasser. Es ist die Zeit, in der wir Angler uns die Ufer zurück erobern und sie auch nicht mehr mit Anderen teilen müssen.
Mein Quickie unterm Walnussbaum markiert den Auftakt hierfür und wird mir aufgrund der besonderen Umstände noch lange in Erinnerung bleiben.